Donnerstag, 11. Juli 2013

Besuch beim Registerer of Lease Deeds...

Die Arbeit hier gleicht einer Schnitzeljagd: Für den Erhalt der nötigen Zertifikate, Bewilligungen und Steuernummern, muss eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein, die man nicht unbedingt im vornherein abschätzen kann. So ist es geschehen, dass ich für den Antrag des Import / Export Codes (kurz IEC) unbedingt einen registrierten Mietvertrag als Adressbestätigung benötigte. Ohne diesen IEC, kann unter keinen Umständen Material nach Indien importiert werden, also ist diese Nummer von relativ grosser Bedeutung. Den IEC kann man aber erst beantragen, wenn man über ein gültiges Firmen Bankkonto mit ein wenig Geld verfügt, weil man damit die fälligen Gebühren bezahlen muss. Somit konnte ich folglich erst nach dem Überweisen des Aktienkapitals, was nach dem viermonatigen Kontoeröffnungszirkus schlussendlich transferiert werden konnte, mit dem IEC Antrag beginnen. Der IEC Antrag verlangt dann wiederum nach 11 Dokumenten, die mehr oder weniger Einfach zu beschaffen sind. Eines von diesen 11 ist eine Telefonrechnung, lautend auf die Adresse der zu registrierenden Firma. Tönt einfach, nicht wahr? Nun ist aber unsere Firma bei einer anderen Firma untergemietet. Also muss man anstelle der Telefonrechnung einen registrierten Untermietvertrag und eine Bestätigung des Vermieters, dass wir die Telefonleitungen des Vermieters benutzen, zusammen mit einer Kopie der letzten Telefonrechung, versehen mit Stempel und Unterschrift des Vermieters, als Adressbestätigung einreichen. Also gut, Mietvertrag registrieren, kann ja nicht so schwer sein. Oder? Der Mietvertrag muss, damit er zur Registrierung zugelassen wird, auf sogenanntem stamped-paper ausgedruckt werden. Das stamped paper ist im Grunde nichts anderes als eine Briefmarke im Format A4, mit Platz für den Vertragstext. Der richtige Wert des stamped papers errechnet sich aus einem Prozentsatz des Vertragswertes. Somit muss darauf geachtet werden, dass der Vertrag befristet ist, sonst steigen die Kosten ins Unermessliche. Wir haben uns auf drei Jahre festgelegt, dadurch hielten sich die Kosten mit 5800 Rupien im Rahmen. Ich schickte also Sunnil, unseren Officeboy zum stamp vendor, um das spezielle Papier zu kaufen. Er kam mit einem 500 und drei 100 Rupien Papieren im Namen unserer Firma zurück. Das teuere 5000 Rupien Papier war typischerweise grad nicht am Lager, könne aber am nächsten Tag abgeholt werden. Nun gut, am nächsten Tag nach dem Verteilen des Vertragstextes auf die 5 Seiten stellte ich fest, dass alle 3 Wertpapiere unterschiedlich lang und breit waren. Und ausgerechnet das teure 5000 Rupien Papier war sogar breiter als der Einzelblatteinzug des Druckers! Abklärungen ergaben, dass ein Zurechtschneiden des Papiers nicht erlaubt sei, und damit der Vertrag seine Gültigkeit verliere. Ein Test mit einem gleichgrossen „Dummy“ Papier verlief dann aber erfolgreich. Also los zum Registrieren! Halt, wir waren noch nicht soweit: Es brauchte noch eine Kopie des bestehenden Mietvertrages zwischen unserem Vermieter und dem Eigentümer und auch noch zwei Kopien der Sitzungsprotokolle des Verwaltungsrates beider Firmen, die besagen, dass die beiden Geschäftsführer erlaubt sind, im Namen der Firma einen Untermietvertrag einzuholen. Und weil der Ehemalige Vermieter in der Zwischenzeit seine Liegenschaft verkauft hatte, brauchte es noch eine Kopie des Übernahmevertrages zwischen dem neuen Besitzer und dem ehemaligen Eigentümer und zu guter letzt noch eine Einverständniserklärung des neuen Besitzers, auf dem Briefkopf des Besitzers und schön abgestempelt und unterschrieben, versteht sich...  So jetzt konnte die eigentliche Registrierung losgehen. Ein uns guter Bekannter organisierte das Ganze. Er verlangte nach der offiziellen Registrierungsgebühr und noch etwas für seine Dienstleistung. Am Montagvormittag holte er alle Papiere ab und übergab diese einem Diener, der damit für uns in die Schlange beim Bezirksgerichtsgebäude einstand. Zwei Stunden später erhielten wir einen Anruf, wir seien an der Reihe. Wir trafen unseren Bekannten am Eingang des Komplexes. Komplex beschreibt das Gebäude vortrefflich. Es ist alles nur in Hindi angeschrieben und hat wahrscheinlich etwa 200 Räume. Das FRRO (Foreign Regional Register Office) befindet sich auch hier. Unser Bekannter führte uns in den ersten Stock, vorbei an wartenden Menschen und Bettlern in einen fensterlosen Raum, in dessen Innern es wimmelte wie in einem Ameisenhaufen. Dort in der  linken hinteren Ecke mussten wir nacheinander wie Verbrecher in eine behelfsmässig montierte webcam-ähnliche Kamera starren und uns fotografieren lassen. Es gesellten sich noch zwei wildfremde Inder dazu, welche die Registrierung bezeugen mussten. Nach der Fotosession ging es in die rechte hintere Ecke, wo wir mit einem wiederum behelfsmässigen Gerät unseren linken Daumen einscannen mussten. (Ladies müssen den rechten Daumen scannen, warum konnte ich jedoch nicht in Erfahrung bringen). Jetzt wurden auf der Rückseite des Vertrags unsere Fotos und Fingerabdrücke aufgedruckt. Dann wurden wir in die Mitte des Raumes an einen Tisch begleitet um auf allen Seiten des Vertrages noch unsere Unterschriften und Firmenstempel aufzudrücken. Nun bedankten und verabschiedeten wir uns von den Zeugen, die eifrig zum nächsten Registrierungswilligen eilten. Der unterschriebene Vertrag musste jetzt nur noch vom Registrierer unterzeichnet werden. Dieser sei aber erst am Abend wieder im Hause. Also verliessen wir das Gebäude und hofften darauf, dass wir am nächsten Tag unserem Ziel einen Schritt nähergekommen waren. Ohne fremde Hilfe wäre aber das Ganze eine unlösbare Aufgabe gewesen. Alleine schon das Zurechtfinden in den Räumen, geschweige denn das Wissen wo anzustehen, oder bei welchem Beamten sich zu melden: Für uns Bleichgesichter eine Ding der Unmöglichkeit und für gewisse Inder ein Teil ihres Lebensunterhalts. Unser Bekannter lachte zum Abschluss verschmitzt und sagte: Next time: forget about the additional documents: It’s only the money that talks...

1 Kommentar:

  1. Oh du meine Güte, ihr Arme... Bi so viel Ufwand mues mer ja scho fast es paar Jahr bliibe, damit s sich lohnt! Grüessli Fam. Lenz, Buch

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