Sonntag, 29. September 2013

Tikli Bottom

Gestern machten wir unseren ersten Familienausflug. Die Gruppe "man spricht Deutsch" fuhr nach Tikli Bottom. Erstmals, ja, als Schweizer darf man also auch dabei sein. Obwohl einer meinte, ja aber ihr sprecht ja Schweizerdeutsch... Wir hatten uns jedenfalls kurzfristig entschieden, auch am Tagesausflug teilzunehmen. Tikli Bottom ist ein Hotel mit nur vier Zimmern. Die Inhaber und Betreiber sind ein älteres englisches Ehepaar. Das Hotel befindet sich etwa eine Stunde von Delhi entfernt, von Gurgaon aus fährt man deshalb nur noch eine gute halbe Stunde bis dahin. Bepackt wie für ein Wochenende machten wir uns kurz vor zehn Uhr auf zum Treffpunkt. Zum Glück war dieser gleich um die Ecke, denn wie immer waren wir knapp dran. Als dann alle da waren, ging es im Konvoi los. Zuerst fuhren wir weiter auf der Sohna Road, bevor es rechts weg ging. Nach gut zehn Minuten waren wir bereits im grünen und fuhren auf einer unbefestigten Strasse im Wald. Wir sahen Pfauen und Affen sowie viele Kühe. Nach dem Dorf Tikli ging es noch ein Stück weiter, bis wir bei Tikli Bottom ankamen. Der erste Gedanke ist, dass man vor einem englischen Landhaus hält. Wir wurden auch gleich von Annie empfangen. Sie und ihr Mann Martin sind etwa 70 Jahre alt, doch sie springen umher wie wenn sie erst zwanzig wären. Durch das Haus hindurch kommt man dann in den schönen grossen Garten, wo es auch einen Pool hat. Im Schatten der Bäume hatten sie Teppiche ausgelegt, sowie den Tisch für das spätere Mittagessen bereit gestellt.
Leider war es gestern doch recht heiss. Maila schwitzte sowohl im Kinderwagen, als auch im Arm oder auf dem Teppich. Aber auch wir waren am Abend schweissgebadet. Der Regen der letzten Tage hatte die Luftfeuchtigkeit wieder erhöht, was die Hitze schlechter erträglich macht.
Doch trotzdem war der Ausflug wunderbar. Endlich konnten wir dem Staub der Stadt entfliehen, endlich mal nur grün und nichts anderes sehen, endlich mal durchatmen. Tikli Bottom ist der perfekte Ort, um von Gurgaon etwas Abstand zu bekommen und man muss nicht einmal eine lange Fahrt auf sich nehmen.

 

Für mehr Informationen: www.tiklibottom.com

 

Freitag, 27. September 2013

Heute beim Einkaufen...

Einkaufen in Indien ist nicht wirklich spassig. Es gibt immer wieder gewisse Lebensmittel, die nicht erhältlich sind. Ich glaube in den neun Monaten hier habe ich es noch nicht einmal geschafft, den ganzen Einkaufszettel abzuarbeiten. Auch heute war es mal wieder so, dass ich nur einen Teil der Sachen, welche auf meiner Liste standen, erhalten habe. Das Higlight war jedoch ein ganz anderes. Ich war heute im Easyday, so nennt sich die Kette WalMart in Indien. Der Vorteil an diesem Laden ist, dass man direkt in die Tiefgarage fahren kann. Vor allem, da es heute Nachmittag ergiebig regnete. Ich machte also meine Einkäufe und nahm danach mit meinem Einkaufswagen den Lift zum Geschoss, wo mein Fahrer parkiert hatte. Ich fand ihn kaum, da er in der zweiten Reihe stand. In Inden wird der Platz in den Parkgeschossen und Plätzen immer optimal ausgenutzt und deshalb auch wo möglich in zwei Reihen parkiert. Also rieg mein Fahrer dem zuständigen Mitarbeiter für das Parkgeschoss. Ich dachte, der nimmt jetzt den entsprechenden Autoschlüssel von seinem Schlüsselbund und fährt den Wagen weg. Hm, komisch, der hatte gar keinen solchen grossen Schlüsselbund. Des Rätsels Lösung? Das Auto hatte die Bremse nicht festgestellt, der kleine Mann schob also mit voller Kraft und spedierte das Auto aus dem Weg. Wir fuhren raus und dann wurde das Auto an den Platz gschoben, wo vorher unser Wagen stand. Ich musste schmunzeln, denn so was hatte ich bisher noch nicht gesehen. Indien ist halt jeden Tag für eine Überraschung gut.

Freitag, 20. September 2013

Sicher? Sicher!

Über unser zu Hause hier in Indien habe ich ja mehrfach berichtet. Die Tatvam Villas befinden sich an der Sohna Road und bestehen aus drei Blocks. Da es hier vor allem in der Nacht nicht ganz so sicher ist wie in der Schweiz, gibt es pro Block nur einen Eingang, an welchem Wachleute sitzen. Wir können immer rein und raus fahren, da sie uns kennen. Kommt jedoch eine ihnen fremde Person oder ein Kurier oder Lieferant, rufen sie über die Intercom an und fragen nach, ob es in Ordnung sei, diese reinzulassen. Zudem patroullieren die Sicherheitsleute auch regelmässig. Manchmal sitzen sie auch vor den leerstehenden Häusern und bewachen. Wir fühlen uns hier denn auch sicher. Obwohl es vermutlich in einem Hochhaus noch sicherer wäre.
Vor kurzem mussten wir uns jedoch einmal mehr fragen, wozu die Sicherheitsleute da sind... Direkt gegenüber unserem Büro befinden sich zwei leerstehende Häuser. Eine Zeit lang war dort immer ein Wachmann postiert, der jedes Mal, wenn wir aus dem Haus kamen aufsprang und salutierte. Ach ja, Frauen werden hier in Indien immer ein wenig ignoriert. So wird jeweils nur Lorenz gegrüsst oder vor ihm salutiert. Am Anfang war es etwas gewöhnungsbedürftig für mich, so langsam gewöhn ich mich daran. Nun aber zurück zum Wachmann. Dieser wurde dann durch einen anderen abgelöst. Von dessen Fähigkeiten waren wir dann jedoch nicht so überzeugt. An einem Sonntag war ich nämlich im Büro und gegenüber schlief der junge Herr. Sein Job scheint mir nicht sehr spannend zu sein...


Bauarbeiten in Indien

Irgendwann im August wurde bei unseren direkten Nachbarn gebaut. Im ersten Stock gibt es nämlich einen Raum, der kein eigenes Badezimmer besitzt. Wir benutzen den Raum, um unsere Koffer und Kartons zu lagern, sowie um Wäsche aufzuhängen. Man könnte zum Beispiel aber auch ein Büro einrichten. Unsere Nachbarn entschieden sich jedoch, die Wand durchzuschlagen und die beiden Räume, welche zur Strasse rausgehen, dadurch zu verbinden. Also wurde zwei Tage lang Wand rausgeschlsagen. Falls es also Risse in unserem Häuschen gibt wissen wir warum. Ihr müsst euch das aber so vorstellen, dass man diese Arbeit nicht mit Maschinen erledigt. In Indien stellt man einfach zwei, drei Leute an, welche das dann von Hand erledigen. Vermutlich mit Hammer und Meissel. So genau haben wir es leider nicht gesehen. Aber wir konnten das Fenster im Trocknungs-Raum nicht öffnen, da es grausam reinstaubte. Die Familie schien es nicht sonderlich zu stören, sie hatten die Möbel im bestehenden Schlafzimmer gelassen und einfach ein bisschen abgedeckt. Das scheinen wohl die Vorteile einer Vollzeit-Maid zu sein, die kann das ja dann alles abstauben. Als dann der Durchbruch gemacht war, musste natürlich das ganze Material rausgeschafft werden. In der Schweiz würde man eine Rutsche für den Bauschutt montieren. In Indien stellt man wieder zwei, drei Läute an, welche den Schutt in Schalen auf dem Kopf raustragen. Normalerweise sind solche Arbeiten hier für Frauen reserviert. Bei unseren Nachbarn kamen jedoch eine Hand voll Männer mit ihrem Traktor angefahren. Der Schutt wurde dann in den Anhänger geschüttet. Und eben dieser Traktor war einfach das Highlight! Bei uns wäre so ein Modell vermutlich nicht mehr fahrtüchtig. Hier in Indien wird einfach nochmals ein bisschen geflickt, denn solang das Fahrzeug läuft, ist ja alles in Ordnung. Aber macht euch doch selber ein Bild:
Ach ja... das Bild ist im Speziellen für Markus aufgenommen worden ;-).


Mittwoch, 18. September 2013

Kleine Schritte

Als wir im Januar in Gurgaon angekommen sind, war die Sohna Road eine Strasse aus mehr oder weniger zwei geteerten, richtungsgetrennten Fahrbahnen. Zwar beide dreispurig, aber eben, es sah eigentlich so aus, wie man es sich in Indien vorstellt. Mit kleinen Schritten wurde die Strasse jedoch stetig bearbeitet. Erst wurde eine Service-Road eingerichtet und geteert, das ist eine zweispurige Bahn auf der einen Seite. Gut, diese wird vor allem als zwei zusätzliche Fahrbahnen oder Parkplatz missbraucht, aber was solls. In einem nächsten Schritt wurde dann der Mittelstreifen bearbeitet. Eine Maschine betonierte die Sockel, danach wurden Drahtseile montiert. Wir fanden das ein wenig gemeingefährlich, doch einige Zeit später wurden auch noch Leitplanken montiert.  Danach wurde bei unserer Ausfahrt ein Lichtsignal eingerichtet, welches den Verkehr aus allen Richtungen regeln sollte. Dieses ist jedoch nur etwa zu 50% der Zeit in Betrieb, aber ansonsten hätten ja die Polizisten, die dann den Verkehr regeln, keine Arbeit mehr. Als wir dann letzte Woche auf der Sohna Road vom Einkaufen zurück fuhren, sah ich eine Tafel mit dem Spruch "Lane driving is safe driving". Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, denn erstens hat die Sohna Road ja gar keine Linien und zweitens hält sich in Indien absolut niemand an die Linien. Diese scheinen mehr ein Anhaltspunkt zu sein, aber man muss das ja nicht zu eng sehen. Tags darauf fuhr ich dann mit unserem Fahrer einkaufen und siehe da, sie hatten auf einem Teil der Strasse wirklich Linien gezogen! Unglaublich... Ehrlich gesagt war ich echt ein bisschen baff. Zwar muss ich auch erwähnen, dass die Linien zwar da sind, sich aber die Autofahrer noch nicht wirklich daran halten. Na ja, das kann ja noch werden. Auch sonst ist strassentechnisch einiges am Tun. Auch die Zufahrt zu unserem Quartier, die bei uns eher als ein Feldweg mit unzähligen Schlaglöchern bezeichnet werden würde, wird zur Zeit saniert. Mit einigen Steinen wurde sie abgesperrt und etwa zehn Leute arbeiteten. Erst haben sie die Strasse aufgerissen, von Hand versteht sich. Am letzten Samstag war die Strasse dann mit Schotter bedeckt, der wohl als befestigung diene soll. Ich bin auf alle Fälle schon mal auf das Resultat gespannt. Vielleicht ist es dann ein bisschen weniger holprig. Aber die Fertigstellung kann schon noch ein paar Tage oder Wochen dauern, denn in Indien gilt der Ansatz "gut Ding braucht Weile".

So sieht die Strasse nun aus:
 

Donnerstag, 12. September 2013

Prozess-Beschleunigung

Die beiden Worte Bestechung und Indien sind leider unzertrennbar. Zwar gibt es immer einen offiziellen Weg, doch meistens existiert auch ein einfacher Weg. Der ist einfach jeweils ein bisschen teurer. So ging es uns auch mit dem Geburtszertifikat von Maila. Für etwas mehr als vierzig Franken haben wir die von der Botschaft geforderten Stempel erhalten. Wir sind nicht wirklich stolz darauf, doch froh, dass nun der erste Schritt gemacht ist. Die Botschaft muss jetzt jedoch nochmals bei der Gemeinde nachfragen, ob die Angaben korrekt sind. Dann geht das Dokument jedoch in die Schweiz und Maila sollte offiziell in unserem Familienbüchlein eingetragen werden. Wenn dies dann erledigt ist, können wir ihren Pass beantragen und danach ihr Visum. Es ist nun alles am Laufen und wir hoffen mal, dass wir alles in einer erträglichen Frist erledigen können.
Diese Woche hatten wir einmal mehr einen Feiertag. Am Montag wurde der Geburtstag von Ganesha gefeiert. Dies ist der Gott, der einen Elefanten-Kopf hat. Er wird in Indien sehr verehrt. In unserem Auto haben wir zum Beispiel auch einen kleinen Ganesha. Wie genau das mit den Göttern hier funktioniert habe ich jedoch noch nicht wirklich herausgefunden. Es gibt so viele unterschiedliche Götter und je nach Ausrichtung des Hinduismus werden andere Götter verehrt. So waren am Montag, wie an den meisten Feiertagen, die Geschäfte geöffnet und auch einige Büros. Wir waren zum Beispiel mit Maila im Kontrolluntersuch. Gemäss den Mitarbeitern von Lorenz wird dieser Feiertag auch eher in Mumbai begangen. Jetzt ist es auf alle Fälle Feiertagsmässig ein bisschen ruhig, bis dann am 2. Oktober der Geburtstag von Gandhi begangen wird. Dies ist dann jedoch ein staatlicher Feiertag, an welchem die Geschäfte nicht geöffnet haben und kein Alkohol verkauft werden darf.

Dienstag, 3. September 2013

Behördengänge in Indien

Zwei Wochen war Funkstille auf unserem Blog. Der Grund hat einen Namen. Seit dem 19.08.2013 hat sich unsere Familie erweitert und Maila ist zu uns gestossen. Deshalb war es hier etwas ruhig, bei uns dreht sich jedoch alles um die Kleine. Sie bestimmt zur Zeit unseren Tagesablauf. She's the boss...
Deswegen gibt es auch nicht viel zu berichten. Das einzige, was uns noch mehr beschäftigt ist die Anmeldung der Kleinen in der Schweiz. Leider müssen wir sagen, dass die Schweizer Botschaft bis jetzt überhaupt keine Hilfe ist. Als ich uns auf der Botschaft angemeldet habe hiess es, dass wir uns für die Anmeldung unseres Kindes an das Merkblatt auf der Hompage halten sollen. Dort sei alles vermerkt. Berreits vor der Geburt haben wir uns also damit auseinandergesetzt und die entsprechenden Behörden ausfindig gemacht. Der Ablauf sieht etwa so aus: Stempel des Sub Divisonal Magistrat, dann eine Apostille, danach kann das Zertifikat auf der Botschaft eingereicht werden, welches es prüft und in die Schweiz sendet. Dort wird Maila dann in unserem Familienbüchlein eingetragen, was uns ermöglicht einen Pass für sie zu beantragen. Und dann muss sie noch ein Visum für Indien bei der FRRO beantragen. Erst dann können wir mit ihr aus Indien ausreisen. Sie ist zur Zeit also eine Sans-Papiers...
Nachdem wir das Geburtszertifikat bereits am Tag meiner Entlassung aus dem Spital erhalten haben, dachten wir noch, dass es doch möglich sein sollte, das in zwei Monaten zu erledigen. Na ja. Das Problem besteht wohl darin, dass Maila in Gurgaon geboren wurde und wir somit in Delhi beim Sub Divisional Magistrat abgelehnt wurden. Das müsse in Gurgaon gemacht werden. Der zuständige Magister wollte dann erst unterschreiben, nachdem er Lorenz gesehen habe. Erst mit der Hilfe vom Firmen-Fahrer Kaptan erhielten wir dann die Unterschrift, welche bezeugt, dass das Zertifikat echt ist. Obwohl, so einfach war es dann doch nicht. Denn das Zertifikat ist so modern, dass die zuständigen Beamten es nicht akzeptieren wollten. Die elektronische Unterschrift verwirrte sie zu sehr. Also musste Lorenz mit einem Beamten, Kaptan und unserem Fahrer nach Old Gurgaon auf die Gemeinde und dort ein Original-Geburtszertifikat abholen. Es steht genau dasselbe drauf, wie bei unserem Exemplar, aber es wurde von einem Menschen unterschrieben... Aber immerhin war nun die erste Unterschrift drauf. Gestern fuhr Lorenz also nach Delhi, um die Apostille in Auftrag zu geben. Auf den Stellen wurde er jedoch abgewiesen, die Behörde für Haryana sei in Chandighar und erst wenn diese das Geburtszertifikat unterschrieben hätten, könnten sie es apostillieren. Hat uns nun die Botschaft falsch informiert? Natürlich war die Ansprechperson wieder mal nicht im Büro und so verstreichen die Tage und wir fragen uns langsam, ob wir es vielleicht bis zu unserer Rückkehr in die Schweiz in einem guten Jahr schaffen, für Maila Papiere zu organisieren. Keiner weiss wirklich über den Ablauf Bescheid und ständig wird man an ein anderes Büro verwiesen, welches einem wieder an eine andere Stelle weiterleitet. Echt frustrierend... Der letzte Versuch vor der Entsendung der Dokumente nach Chandighar ist nun die Apostille mit einem finanziellen Anreiz zu erhalten. Ist nicht ganz der gute Weg aber irgendwie unsere letzte Chance das ganze in einer normalen Zeitperspektive zu erhalten...